Algorithmen können keine exogenen Schocks antizipieren

Jens Hillers

H&P Capital Advisors
Fondsmanager

 

Obwohl wir überzeugte fundamentale Stock Picker sind, negieren wir keineswegs die Sinnhaftigkeit quantitativer Investmentmodelle. Allerdings stellt sich sehr wohl die Frage, ob es Marktsegmente gibt, in denen ein fundamentaler Ansatz langfristig bessere Investment-Ergebnisse erzielen kann. Aus unserer Sicht gehört das europäische Small-Cap-Segment in diese Kategorie, weil es sich durch einen hohen Grad an struktureller Marktineffizienz auszeichnet. Wenn sich also in den historischen Marktdaten (primärer ex-post Fokus quantitativer Modelle) zu einzelnen Small-Cap-Unternehmen nicht die bewertungsrelevanten Informationen aggregieren, dann können diese auch nicht in der Lage sein, die zukünftige Bewertung zu antizipieren und die richtigen Aktien zu selektieren. Genau hier liegt der Fokus des erfolgreichen Stock Pickers, nämlich das zukünftige Potenzial eines Unternehmens auf Basis einer fundamentalen Analyse besser einzuschätzen als der ineffiziente Markt. Insbesondere auf Unternehmensebene können so zum Beispiel Veränderungen in der Strategie (neuer CEO), transformative M&A-Transaktionen und positive Veränderungen im Markt- und Wettbewerbsumfeld besser beurteilt werden als dies ein quantitatives, ex-post Modell leisten kann. Oft liegen genau hier Katalysatoren einer zukünftigen Outperformance.

Wir setzen in unserem Investmentprozess ein quantitatives Screening ein, um potenzielle neue Investments zu identifizieren. Eine Investitionsentscheidung wird aber aus den genannten Gründen ausschließlich auf Basis einer fundamentalen Analyse getroffen. Mit Blick auf das Risiko-Management liegt in einem diskretionären Modell der potenzielle Vorteil darin, neue exogene Schocks, die wie die Corona-Krise nicht in den Algorithmen modelliert waren, besser antizipieren beziehungsweise managen zu können. Wir haben so Ende Februar 2020 auf Basis einer fundierten, diskretionären Einschätzung der Makro-Risiken unser Portfolio defensiv positioniert beziehungsweise bereits Ende März wieder voll investiert und dadurch zusätzlich zum Stock Picking auch auf diesem Weg einen signifikanten Alpha-Beitrag realisieren können.

Ein konzentriertes, fundamentales und langfristig orientiertes Small Cap-Portfolio ist somit aus unserer Sicht einem äquivalenten quantitativen Modell vorzuziehen.